Hier geht es weiter mit einem neuen Post zur Reihe Tipps und Tricks. Diesmal ist das Thema Füllungen für Amigurumis. Immer mal wieder bekomme ich diesbezüglich eine E-Mail und bis heute habe ich aber nichts dazu geschrieben. Nicht etwa, weil ich keine Meinung dazu habe, sondern vielmehr, weil meine Meinung zwiespältig ist und das ganze Thema an sich für mich nicht unproblematisch ist.

Aber alles mit der Ruhe.

Hier ist meine kleine Übersicht und meine persönliche Meinung zu den Fragen:

„Was ist die beste Füllung?“, oder „Wo kaufe ich eine geeignete Füllwatte für Amigurumis?“ oder „Was kann ich alternativ als Füllung nehmen?“

Sehr – aber wirklich sehr – gerne, kannst Du diese Übersicht mit Deinem Wissen und mit Deiner Erfahrung bereichern 🙂 Ich freue mich wie immer darauf.

Füllwatte: Kaufen oder lieber selber machen?

Wie auch für die Augen, Du kannst Füllwatte kaufen oder Deine Füllung aus Upcycling-Materialien kostenlos herstellen. Beides hat Vorteile und Nachteile. Hier meine Erfahrung:

Füllwatte für Amigurumis aus dem Bastel-Shop

Vorteile

Dieses Material ist leicht, es trocknet sehr schnell, es ist sehr formstabil und einfach zu benutzen. Füllwatte (oder Hobbywatte bzw. Bastelwatte, je nach Hersteller) ist außerdem sehr preiswert und überall verfügbar. Du findest sie wirklich in jedem Bastelshop in Farbe Weiß oder Braun (Braun ist z.B perfekt für Teddys). Die Puppen oder die Amigurumis aus Bastelwatte bleiben auch nach Jahren formecht.

Also alles schick alles schön? Nein. Mit diesem Material habe ich ein Problem. Es betrifft allerdings nicht die Nutzung, sondern das Ethische dahinter. Diese Gedanken möchte ich auch mit Dir teilen.

Nachteile

Trotz den Namens „Watte“ ist Füllwatte gar keine Watte. Die echte Watte besteht aus 100% Baumwolle, sie ist also Zellstoff. Watte ist ein Naturprodukt und somit umweltneutral. Füllwatte besteht dagegen aus 100% Polyester. Polyester ist Plastik. Bastelwatte ist also so ähnlich wie PET und insofern nicht anders als eine Mülltüte oder eine Plastikflasche, nur in einer anderen Form. Wir sind hier natürlich nicht bei Greenpeace oder WWF, aber wo ist der Sinn, Puppen oder Amigurumis für unsere Kinder nur aus der besten Baumwolle zu häkeln und dann diese mit PET zu befüllen? …naja. Obwohl ich gestehen muss, dass ich gelegentlich zu diesem Material greife: Es überzeugt mich nicht. :S

Noch dazu kommt, dass Babys die Amigurumis sehr gerne anknuspern. Die Füllung aus Bastelwatte besteht aus Mikrofasern, die sich auch gerne lösen und geschluckt werden können.

Meine Meinung zur Füllwatte ist ähnlich wie die zu den Styropor-Kügelchen oder Silikonfasern oder noch Schaumstoff-Flocken und Kunststoff-Granulat, Füll-Materialien die ich hier auch nicht weiter beschreibe. Aber wie gesagt, das ist nur meine persönliche Meinung.

Außerdem: Wir haben schon genug Plastik in die Welt gesetzt (wenn Du Zeit und Lust hast, hier eine nette Doku von Arte über das Thema Plastik-Kontinent in der Pazifik und hier einen Wikipedia-Eintrag dazu). Da ich aber lieber Hoffnung als Panik verbreite, stelle ich gerne unseren Helden des Jahres vor: der 20 Jahre alte Boyan Slat, der versucht, Plastik aus dem Ozean wieder herauszunehmen und immer mehr Menschen zu diesem Thema sensibilisiert.

Upcycling Materialien als Füllung für Deine Amigurumis

Vorteile

Null Kosten. Null Umweltbelastung. Was ich nehme? Wollreste. Aber auch alte, gewaschene T-Shirts – also Jersey – in Streifen geschnitten. Dem Inhalt eines alten Kissens kannst Du auch ein neues Leben schenken, buchstäblich in Form Deines Amigurumis. Noch ein Vorteil: Amigurumis, die mit Wollresten oder Baumwollstreifen gefüllt werden, sind mega stabil: Baumwolle verklumpt nicht und fällt nicht ein. Baumwolle ist schwerer: die Amigurumis stehen wie eine 1!

Nachteile

Keine. Mh…vielleicht nur eins: Wollreste oder Baumwollstreifen trocknen nicht so schnell wie z.B. Bastelwatte. Was tun, wenn die Amigurumis einen Waschgang brauchen? Mein Tipp ist, statt die Amigurumis in der Waschmaschine zu waschen, einfach äusserlich mit einem feuchten Tuch zu reinigen.

Heilwolle

Ja. Genau. So haben wir auch geguckt. „Was ist denn das?“

Heilwolle kannten wir nicht, bis wir unsere erste Tochter bekamen und mit ihr gleich eine Hebamme dazu. Sie verkörperte den berühmten Satz „im Einklang mit der Natur“ und sie strahlte immer Ruhe, Freude und Berliner Öko-Flair aus (also, die Hebamme, nicht unsere Tochter). Da kam sie aber einmal mit einem Haufen Heilwolle. „Was ist denn DAS?“ Tja. Das sollten wir für jeglichen Wunden verwenden: „Na draufpacken und warten!“ meinte sie, „Das ist aber nicht steril“ habe ich damals erwidert und auf die getrockneten Gräserchen gezeigt, die in der Heilwolle verfangen waren. Die Hebamme versuchte uns zu überzeugen, dass das Lanolin (Wollfett) aus der Drogerie im Grunde das gleiche ist, nur 100x verarbeitet, mit Chemikalien zugesetzt, verpackt und vermarktet „Aha! Da willst du also lieber 9.90 € ausgeben ja? Das hier die Urquelle!“. Cool. Aber weil diese Heilwolle mir trotzdem nicht steril genug war, habe ich doch lieber Lanolin aus der Tube genommen. Mit diesem Haufen Heilwolle habe ich aber später einige Amigurumis für Babys gefüllt. Heilwolle ist prinzipiell nichts Anderes als unbehandelte Schurwolle und soll entzündungshemmend wirken. Ob sie wirklich so toll ist und Wunden heilt, weiß ich nicht. Sie ist natürlicher als Polyester, das auf jeden Fall.

Vorteile

Natürlich

Nachteile

Mann muss ein Schaf oder einen Schäfer kennen, oder eben eine Hebamme, die mit einem Schäfer befreundet ist.

 

Mein Fazit: Meine absolute Lieblingsfüllung sind Wollreste. Trotzdem: wenn ich Amigurumis für meine Töchter häkle, nehme ich gerne Wollreste oder Baumwollstrefein. Wenn ich meine Häkelkreationen verschenke, nehme ich immer nagelneue Füllwatte aus dem Bastelshop.

Habe ich doch gesagt: Zwiespältige Gefühle.

Passend zum Thema Füllung erzähle ich auch wie die Amigurumis rasseln

Amigurumis als Rasseln bzw. Rasseln Füllen.

Wir finden es einfach mega witzig, wenn die Tiere auch fiepen, quietschen, rasseln oder lachen. Es ist Geschmacksache. Ich habe eine gute Freundin, die sagt: „Nein, danke! Ich habe schon genug Chaos, bei uns läuft die Waschmaschine andauernd, die Kinder brüllen ständig…wenigstens die Stofftiere sollen bitteschön still sein!“

Zum Thema Rasseln häkeln habe ich in den einzelnen Posts bereits oft und lange darüber berichtet. Auch hier gibt es Vor- und Nachteile.

Rasseln kaufen

 

Du kannst natürlich Rasseln, Quietschen und Lach-Röhrchen in Deinem Lieblings-Bastelshop kaufen. Gekaufte Rasseln sind immer toll. Sie sind Wasserdicht (deine Amigurumis können also bedenkenlos gewaschen werden) und rasseln richtig laut und toll. Gekaufte Quietschen quietschen  auch richtig schön. Lachröhrchen sind einfach zum Brüllen. Während die letzten zwei nicht selbst gemacht werden können (oder besser: ich wüsste nicht wie), können Rasseln wunderbar selbstgemacht werden.

Recycling rockt rasselt!

Mein absolut Lieblingsteil ist wie immer das Gelbe Ding vom Überraschungsei. Es ist allerdings nicht wasserdicht und wenn man zu dolle drückt, kann es sich öffnen (wenn man das merkt, kann man es aber auch wieder schließen). Man kann, wenn man will, etwas Sekundenkleber auf dem inneren Rand verteilen und dann das Gelbe Ding für immer zudrücken. Ich mache das meistens nicht, weil ich Sekundenkleber nicht mag. Ja, ich weiß, ich nörgle gerne.

Auch eine erprobte gute Alternative: leere Cremedosen (zum Beispiel die kleinen Gesichtscremen als Reisegröße aus dem Drogeriemarkt), die man super zuschrauben kann. Kleine, leeren Alu-Röhrchen von Brausetabletten. Pillendosen mit doofen Motiven oben drauf (ich kenne mich aus. Ich hatte eine). Jegliche kleine Behälter, die sonst rumliegen und die bis dato keinen Zweck auf diesem Planeten hatten.

Was tun wir hier rein? Trockene Kerne oder Hülsenfrüchte wie Kirschkerne, Linsen oder Kichererbsen. Aber auch Reis, Kiesel und die Glocken vom Osterhasen.

Noch ein letzter Tipp: Weizenkörner oder Kirschkerne können als Füllung genommen werden, statt Füllwatte. Die ersten sind gut für kleinere Tiere. Beide Materialien können sogar erwärmt werden, für einen noch kuscheligeren Effekt.

So! Das war’s meinerseits. Hast Du auch Ideen, Tipps oder Vorschläge zum Thema Füllung für Amigurumis?